Riesenbärenklau (Herakleum mantegazzianum/ giganticum)

Steckbrief

RiesenbärenklaustaudeFamilie und Biologie
Der Riesenbärenklau oder auch Herkulesstaude aus der Familie der Doldengewächse (Umbelliferae, Apiaceae) umfasst weltweit etwa 3000 Arten. Diese Kräuter oder Stauden zeichnen sich durch ihren hohlen und zumeist gerillten, knotigen Stengel, wechselständige Blätter und kleinen weißen Blüten in Dolden aus. Der Riesenbärenklau erreicht eine Höhe von 2-3 m und einem 10 cm dicken Stamm der Blütendolde. Die Blätter sind tiefgefiedert, grob gezähnt, an der Unterseite behaart und bis zu 3 m lang. Weitere Photos können Sie in unserer Bildergalerie einsehen.
Weitere Vertreter der Doldengewächse sind z.B. Möhre, Dill, Sellerie, Petersilie und der heimische Wiesenbärenklau. Um den Riesenbärenklau nicht mit der bei uns heimischen Sorte zu verwechseln finden Sie hier einen Steckbrief
Der 2- bis mehrjährige Riesenbärenklau keimt vorwiegend im März. Zunächst wächst nur eine Blattrosette sowie eine bis zu 60 cm lange Pfahlwurzel, die sie äußerst wiederstands- und regenerationsfähig macht. Erst die 2-3 Jahre alte Pflanze bildet im Juni/ Juli eine Blüte. Diese erreicht einen Durchmesser von 50 cm. Die Samen, 10-15 mm groß und eiförmig werden durch Wind, Wasser, oder aktiv, z.B. von Menschen verbreitet. Daher besiedelt der Riesenbärenklau leicht die Umgebung von Gewässern. Die Samen bleiben bis zu 7 Jahre keimfähig.

Tote Staude Standort und Verbreitung
Beheimatet ist der Riesenbärenklau an südostasiatischen Fließgewässern und Waldlichtungen des Kaukasusgebirges. In den letzten 20-30 Jahren hat er sich über ganz Europa verbreitet und besiedelt noch weiter die Gebiete über Schweden, Schweiz und Russland hinaus. Als Neophyt (Neubürger) hat er hier Wiesen, Straßenränder und ungenutzte Grünflächen besiedelt und sich in der Flora eingelebt. Da sie von hiesigen Schädlingen nicht befallen werden, haben sie einen Konkurrenzvorteil gegenüber den einheimischen Pflanzen und können sich bestens verbreiten.. In NRW besetzten sie leicht die Ufer von Gewässern und nicht bewirtetes Land. So zählen dann auch die Wupper, Ruhr, Ennepe und Volme zu den Verbreitungsschwerpunkten des Riesenbärenklaus.
Der Bärenklau besiedelt eine neue Fläche zunächst unauffällig, meist nur als Einzelpflanze. Durch ihre Größe verdrängt sie die anderen Pflanzen und es kommt bald zu einem monotonen Bestand, wie er im Ruhrgebiet häufig anzutreffen ist.

Geschichte
Im 19. Jahrhundert gelangte der Riesenbärenklau zunächst als Kulturpflanze in Gärten. Als Deckungspflanze für Wild an Waldränder gepflanzt erwies sie sich erst im Nachhinein als ungeeignet. Der Riesenbärenklau sollte Aufgaben des Frostschutzes und Unkrautverdämmung einnehmen. Ebenfalls ungeeignet erwies er sich als Bienenweide.
Auf diese Aspekte hin wurde die Pflanze zunächst gezielt verbreitet. Bauschutt und Gartenabfälle verteilten den Samen weiter und seit 1960 zeigt sich ein stetiges Ausbreitungspotential.

Wissenswertes
Die Ausbreitung des Riesenbärenklaus ist eine Invasion die die Bevölkerung und die Naturschützer alarmiert. Die phototoxische Pflanze kann von Rötungen bis zu Verbrennungen 2. und 3. Grades der Haut führen, denn ihr Saft enthält giftige Furanocumarine die bei Kontakt in Verbindung mit Sonnenlicht zu derartigen Hauterscheinungen führen.
Daher muss man bei der Bekämpfung des Bärenklaus Hautkontakte unbedingt vermeiden. Durch vollständige Bekleidung und Handschuhe ist man gut geschützt. Gelangt der Zellsaft dennoch auf die Haut, sollte er mit Wasser sofort abgewaschen und Sonnenlicht vermieden werden.

knabberndeschafeBekämpfung
Natürlich lässt sich ein Wandel der Flora nicht aufhalten. Dies ist auch nicht das Ziel des Umweltschutzes. Der Riesenbärenklau birgt allerdings ein solches Ausbreitungspotential, dass er zunächst eine Gefahr für die Bevölkerung darstellt, wie spielende Kinder durch entsprechende Verbrennungen gezeigt haben. Die örtliche Artenvielfalt wird stark gefährdet, da in den ohnehin nicht mehr intakten Vegetationsgesellschaften der Herkules ein leichtes Spiel hat und heimische Pflanzen extrem verdrängt. So sind schützenswerte Grünlandgesellschaften in Gefahr. Dazu kommen zum Teil unvermeidbare Erosionsschutzmaßnahmen an Fließgewässern.
Die Eindämmung des Bärenklaus ist eine schwierige und langwierige Aufgabe. Die hiesige Landschaft bietet ihm viele Vorteile, auch die Tatsache, dass sie Samen 7 Jahre keimfähig bleiben und Nachschub mit den Gewässern geliefert wird, zeigt, dass es sich hier um eine Daueraufgabe handelt. Ausserdem muss berücksichtigt werden, dass mehrmals im Jahr Kontrollgänge zu unternehmen sind und regelmäßige Mahd die Vertreibung unterstützt.
Herbizide kommen nicht in Frage. Die chemische Belastung der Natur muss so gering wie möglich gehalten werden. Auch treiben die Wurzel dennoch oft neu aus. Auch andere Pflanzen würden angegriffen werden und potentiell invasive Arten sich vermehren. Von der Wasserverunreinigung gar nicht zu sprechen. Daher stützen wir uns auf die mechanische Bekämpfung des Riesenbärenklaus.
Das Ausgraben der Wurzel wäre sicherlich die wirkungsvollste Maßnahme, lässt sich aber nur bei Einzelpflanzen gut realisieren. Einfaches Mähen löst das Problem nicht. Wirkungsvoll dagegen ist das Mähen zu Blühbeginn. Wird der Blütenstand kurz vor dem Fruchtansatz "gefällt", ist die Pflanze meist schon verausgabt. Aber Achtung, die starke Wurzel treibt oft erneut einige kleinere Blütendolden aus. Kontrollen sichern schließlich auch die Entfernung vereinzelter "Notblüten". Am Besten wird das Schnittgut verbrannt.
Besonders gut hat sich die Beweidung mit Schafen erwiesen. Schafe bevorzugen den Riesenbärenklau. Er kann so nicht zur Blüte kommen, während andere Pflanzen von den Schafen nicht reduziert werden. Sehr schön ist diese Vorliebe der Schafe auf unseren Photos zu sehen! Die Beweidung am Stefansbach gleicht einer Radikaltour!

Über die Bekämpfung des Bärenklaus mithilfe von Schafen gibt es eine umfangreiche dänische Studie. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.

Es sei erinnert, dass Riesenbärenklau nicht ausgesäht werden darf, bzw. nur mit besonderer Erlaubnis der höheren Landschaftsbehörde, denn er gefährdet heimische Pflanzenarten. Seine Giftigkeit ist hinreichend bekannt.

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